Ursachen und Auslöser von ME

Ursachen und Auslöser von ME

Der komplexe biologische Vorgang, der bei ME im Körper stattfindet, ist noch nicht ganz erforscht und verstanden. Auslösenden Faktoren, die vor dem Entstehen dieser Erkrankung auftreten, sind hingegen bekannt.

Post- Viral, Post- Infektiös

Schon vor vielen Jahrzehnten wurde immer wieder beobachtet, dass ME/CFS häufig direkt nach einer Virusinfektion auftritt.[1][2][3]

Hierbei erkrankt eine Person an einer ganz normalen Grippe. Komischerweise erholt sich die Person von dieser Infektion nicht und es kommt zu einer Chronifizierung. Wieso es dazu kommt oder welche Mechanismen eine Rolle spielen, ist bis heute nicht ausreichend geklärt. Die meisten Viren, die in den Körper eindringen, werden vom Immunsystem vollkommen beseitigt. Es gibt hingegen auch Viren, die für immer im Körper bleiben, wie z. B. Herpes- oder Retroviren. Diese Viren werden bei gesunden Menschen vom Immunsystem ruhiggestellt und jeder neue Ausbruch direkt unterdrückt.

Meistens sind es Herpes- oder Retroviren, die bei manchen Menschen eine Chronifizierung begünstigen. Diese Menschen erholen sich nicht von der Infektion und entwickeln ME/CFS. Es wurde beobachtet, dass ME nach einer Infektion mit folgenden Erregern entstehen kann; Epstein-Barr- Virus, Q-Fieber-Infektion, Ross-River-Virus, Lyme- Borreliose, Enteroviren, Parvovirus, Bornavirus, Herpes-Virus Typ 6 (HHV-6), Herpes 1 und 2, Cytomegalie und noch weitere.[4]

Viele Studien belegen, dass Infektionserreger, häufig Viren aber auch Bakterien, ME auslösen können. Das nennt man den post -viralen oder post -infektiösen Typ von ME und die anormalen Laborwerte sind einheitlich. 2/3 (60-80%) der ME Erkrankten leiden unter dem post -viralen Typ von ME. [5][6][7]

Eine sehr interessante Studie der US Amerikanischen Gesundheitsbehörde (CDC) wurde in Australien durchgeführt. Es wurde in einer kleinen isolierten Gemeinde der Gesundheitszustand der Bevölkerung untersucht. 256 Personen, die später an drei verschiedenartigen Infektionen erkrankten, wurden über ein Jahr beobachtet. 11 % der Versuchspersonen entwickelten ME, ganz unabhängig mit welchem der drei Infektionserreger sie infiziert worden waren. Es war möglich die psychische Verfassung der Personen vor der Infektion zu untersuchen und es konnte kein Zusammenhang mit psychischen Faktoren festgestellt werden.[8]

Sehr intensiv wurde das Herpes-Virus Typ 6 (HHV-6) erforscht und dabei festgestellt, dass es die Zellen des Gehirns infizieren und es zu einer Entzündung kommen kann. Das Virus kann auch noch Jahre nach der Infektion aktiv sein. Ob HHV-6 ein Auslöser von ME sein kann, muss noch untersucht werden.[9]

Aus diesen Tatsachen wurde folgende Theorie entwickelt:
Nach einer Infektion mit einem Virus beseitigt das Immunsystem diesen bei gesunden Menschen. Bei einem kleinen Teil der Menschen, erholt sich der Körper hingegen nicht von der Infektion. Bei ME Erkrankten finden ständig Vorgänge statt, die die Viren unterdrücken wollen aber es nicht vollkommen schaffen. Eine Grippe kann von verschiedenen Viren ausgelöst werden. Genauso kann es sein, dass durch verschiedene Auslöser, das gleiche Syndrom entsteht. „Die Erreger können vom Immunsystem nicht vollständig vernichtet werden, das heißt, diese Erreger, die das ME verursachen, können in vielerlei Hinsicht ganz verschieden voneinander sein, aber eine Eigenschaft teilen sie; nämlich die, dass sie vom Immunsystem nicht vollständig beseitigt werden können.“[10] Mehrere verschiedene Infektionserreger können auch miteinander interagieren und zu ME führen.

Chemikalien- und Metall-Belastungen

Auch weitere Faktoren können wohl den gleichen oder einen, dem post viralen Typ von ME, sehr ähnlichen biologischen Mechanismus aktivieren, mit großteils den gleichen anormalen Messwerten. Die wichtigsten weiteren Auslöser von Entzündungsprozessen im Körper sind Chemikalien- und Metall- Belastungen[11], mit deren Erforschung sich die Umweltmedizin befasst.

Besonders intensiv wurden die Folgen von Holzschutzmitteln und Zahn-Amalgamfüllungen erforscht und konnten wissenschaftlich und auch vor Gericht[12] als Ursache für das Syndrom des ME Erkrankten bewiesen werden. Mit Holzschutzmitteln wird das Holz behandelt, um den Befall mit Organismen zu vermeiden. Alleine das Einatmen der Dämpfe des Holzschutzmittels kann zu ME führen. Viele Patienten die Zahnfüllungen aus Amalgam hatten, weisen eine erhöhte Quecksilberbelastung[13] im Körper auf, die zu den schweren Symptomen geführt hat.

Weitere Auslöser von ME

Es gibt weitere nicht so häufig vorkommende Auslöser für ME und ME ähnliche Syndrome, die manchmal bewiesen werden konnten oder mit der die Krankheit in Verbindung gebracht wurden: Schwangerschaft, Allergien auf jegliche Substanzen, Allergien vom verzögerten Typ (z.B. Nickel in Kaffeemaschinen), Implantate, alte Wasserleitungen aus Blei, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Stoffwechselstörungen (z.B. Zölliakie), Pestizide (insbesondere Organophosphate, die für landwirtschaftliche Zwecke eingesetzt werden), Operationsschäden, bakterielle Entzündung des Zahnkiefers, Traumata (Schleudertrauma), äußere Einwirkungen auf den Kopf und Nacken, Unfallschäden des Nervensystem, Strahlung, Folgen der Chemotherapie von Krebs, Fatigue bei Krebs (Malingnome), Nachwirkungen von Medikamenten, (Malariaprophylaxe, Ritalin), Impfungen (Hepatitis B und Tollwutimpfung), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündung des Herzmuskels (Coxsackie), Mangel von Vitaminen (häufig Vitamin B12 und D3), Pilze, Darmbakterien, Hämatologische Erkrankungen, Adipositas, Anorexie, außergewöhnliche Stresssituationen, Autoimmunerkrankungen in der präklinischen Phase, seltene Syndrome oder durch unterschiedliche Stressoren verursachter Glutathionmangel, der zu einer chronischen partiellen Blockade des Methylierungs-Zyklus führt (Dr. Konynenburg) und noch einige mehr.[14][15]

Zusammenfassung

Bei ME handelt es sich um eine Erkrankung, bei der der Körper meistens auf einen Virus, aber auch Bakterium oder eine Chemikalien- und Metall-Belastung reagiert, diese aber wahrscheinlich nicht vollkommen beseitigen kann. Die Reaktion auf diese Auslöser ist oft die gleiche oder ähnliche und es wird ein biologischer Mechanismus im Körper in Gang gesetzt. Es kommt zu einer pathologischen Dysregulation des Immun- und des Nervensystems, sowie endokrinen Systeme, verbunden mit gestörtem Energiestoffwechsel in den Zellen und gestörtem Ionenkanaltransport.



Quellenangaben

  1. American Myalgic Encephalomyelitis and Chronic Fatigue Syndrome Society, Outbreaks
  2. Chronic Fatigue Syndrome Following Infectious Mononucleosis in Adolescents: A Prospective Cohort Study Ben Z. Katz, MD,1 Yukiko Shiraishi, PhD,2 Cynthia J. Mears, DO,1 Helen J. Binns, MD, MPH,1,3 and Renee Taylor, PhD Pediatric. 2009 Jul;124(1): 189 - 193.
  3. International Consensus Primer for Medical Practitioners, 2012 Internationalen IACFS/ME Organisation, Seite 7, Kapitel: Begünstigende und kausale Faktoren
  4. Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome – Evidence for an autoimmune disease, Franziska Sotznya, Julià Blancobc, Enrica Capellide, Jesús Castro-Marrerof, Sophie Steinera, Modra Murovskag, Carmen Scheibenbogena on behalf of the European Network on ME/CFS (EUROMENE), 2. Evidence for autoimmunity in ME/CFS, 2.1. Role of infection
  5. „Rates of acute, mononucleosis-like illness preceding chronic fatigue have been documented in up to 73–78% of adolescents, with almost half evidencing active mononucleosis infection at onset“ Feder, Dworkin, & Orkin, Feder, H. M., Dworkin, P. H., & Orkin, C. (1994). Outcome of 48 pediatric patients with chronic fatigue. A clinical experience. Archives of Family Medicine, 3(12), 1049–1055. doi: 10.1001/archfami.3.12.1049
  6. Smith, M. S., Mitchell, J., Corey, L., Gold, D., McCauley, E. A., Glover, D., & Tenover, F. C. (1991). Chronic fatigue in adolescents. Pediatrics, 88(2), 195–202.
  7. Predictors of post-infectious chronic fatigue syndrome in adolescents
  8. Post-infective and chronic fatigue syndromes precipitated by viral and non-viral pathogens: prospective cohort study Ian Hickie, psychiatrist,1 Tracey Davenport, biostatistician,1 Denis Wakefield, immunologist,2 Ute Vollmer-Conna, psychologist,3 Barbara Cameron, research fellow,2 Suzanne D Vernon, molecular virologist,4 William C Reeves, epidemiologist,4 Andrew Lloyd, infectious diseases physician,2 and Dubbo Infection Outcomes Study Group, BMJ. 2006 Sep 16; 333(7568): 575.
  9. Antony L. Komaroff, „Die neustes CFS- Forschung“ Ein Vortrag vom April 2010 bei der Massachusetts CFIDS/ME & FM Association, Seite 16, Folie 31
  10. Antony L. Komaroff, „Die neustes CFS- Forschung“ Ein Vortrag vom April 2010 bei der Massachusetts CFIDS/ME & FM Association, Seite 14, Folie 25
  11. International Consensus Primer for Medical Practitioners, 2012 Internationalen IACFS/ME Organisation, Seite 7, Kapitel: Begünstigende und kausale Faktoren
  12. Das Urteil des Frankfurter Holzschutzmittelprozeß, 1993
  13. Is dental amalgam safe for humans? The opinion of the scientific committee of the European Commission, Joachim Mutter
  14. Antony L. Komaroff, „Die neustes CFS- Forschung“ Ein Vortrag vom April 2010 bei der Massachusetts CFIDS/ME & FM Association, Seite 14/15, Folie Nr. 26, Infectious Agents Linked to CFS.
  15. Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome – Evidence for an autoimmune disease, Franziska Sotznya, Julià Blancobc, Enrica Capellide, Jesús Castro-Marrerof, Sophie Steinera, Modra Murovskag, Carmen Scheibenbogena on behalf of the European Network on ME/CFS (EUROMENE), 2. Evidence for autoimmunity in ME/CFS, 2.1. Role of infection

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