Symptome der Myalgischen Enzephalomyelitis nach den Internationalen Konsenskriterien

(Ein Auszug aus „Myalgische Enzephalomyelitis: Internationale Konsenkriterien“ 2011, ohne die Anmerkungen)

(Ein ME Betroffener hat selten alle Symptome.) „Leidet ein Patient an ME, dann erfüllt er die Kriterien für neuroimmunologische Entkräftung nach Belastung (A), mindestens einem Symptom von drei Kategorien neurologischer Beeinträchtigung (B), mindestens einem Symptom von drei Kategorien immunologischer/gastrointestinaler/urogenitaler Beeinträchtigung (C) und mindestens einem Symptom der Kategorie Beeinträchtigung des Energiestoffwechsels/Ionenkanaltransports (D).

  1. Neuroimmunologische Entkräftung nach Belastung

    (Post-Exertional Neuroimmune Exhaustion - PENE): zwingend erforderlich. Bei diesem Hauptmerkmal handelt es sich um die pathologische Unfähigkeit, bei Bedarf genügend Energie zu produzieren, verbunden mit hervorstechenden Symptomen vorwiegend in neuroimmunologischen Bereichen. Die Charakteristika sind:

    1. Deutliche, schnelle körperliche und/oder kognitive Erschöpfbarkeit als Reaktion auf Belastung; auch minimale Belastungen wie Aktivitäten im Alltagsleben oder einfache mentale Aufgaben können entkräftend sein und einen Rückfall verursachen.
    2. Symptomverstärkung nach Belastung: Das heißt, akute, grippe-ähnliche Symptome, Schmerzen und eine Verschlimmerung anderer Symptome.
    3. Die Entkräftung nach Belastung kann sofort nach der Aktivität auftreten oder verzögert erst nach Stunden oder Tagen.
    4. Die Erholungszeit ist verlängert und bedarf üblicherweise 24 Stunden oder länger.
    5. Die niedrige Schwelle körperlicher und mentaler Erschöpfbarkeit (mangelndes Durchhaltevermögen) führt zu einer erheblichen Verminderung des vor Beginn der Erkrankung vorhandenen Aktivitätsniveaus.

  2. Neurologische Beeinträchtigungen

    Mindestens ein Symptom von drei der folgenden vier Symptomkategorien

    1. Neurokognitive Beeinträchtigungen
      1. Schwierigkeiten mit der Informationsverarbeitung: verlangsamtes Denken, Beeinträchtigung der Konzentration. Das heißt, Verwirrung, Desorientierung, kognitive Überlastung, Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, verlangsamte Sprache, erworbene oder belastungsabhängige Dyslexie (Schwierigkeiten beim Lesen und Verstehen von Wörtern und Texten, d.Ü.)
      2. Verlust des Kurzzeitgedächtnisses: Das heißt, Schwierigkeiten, sich an das zu erinnern, was man gerade sagen wollte, was man gesagt hat, Schwierigkeiten bei der Wortfindung, beim Abrufen von Informationen, schlechtes Arbeitsgedächtnis
    2. Schmerzen
      1. Kopfschmerzen: Das heißt, chronische, generalisierte Kopfschmerzen beinhalten oft schmerzende Augen, Schmerzen hinter den Augen oder im Hinterkopf, die mit Muskelverspannungen im Halsbereich verbunden sein können; Migräne; Spannungskopfschmerzen.
      2. Es können beträchtliche Schmerzen in den Muskeln auftreten, den Muskel- Sehnen-Verbindungen, den Gelenken, im Bauchraum oder der Brust. Diese Schmerzen sind nicht-entzündlicher und oft wandernder Natur. Das heißt, generalisierte Hyperalgesie (übermäßige Schmerzempfindlichkeit), großflächige Schmerzen (kann die Kriterien für Fibromyalgie erfüllen), myofasziale (lokal begrenzte, d.Ü.) oder ausstrahlende Schmerzen
    3. Schlafstörungen
      1. Gestörte Schlafmuster: das heißt, Schlaflosigkeit, verlängerter Schlaf einschließlich kurze Schlafphasen tagsüber (Nickerchen), die meiste Zeit des Tages schlafen und die meiste Zeit der Nacht wach sein, häufiges Erwachen, viel früheres Erwachen als in der Zeit vor Krankheitsbeginn, lebhafte Träume/Albträume
      2. Nicht erholsamer Schlaf: das heißt, Aufwachen, sich erschöpft fühlen unabhängig von der Schlafdauer, Tagesschläfrigkeit
    4. Neurosensorische, Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen
      1. Neurosensorik und Wahrnehmung: das heißt, Unfähigkeit, den Blick zu fokussieren, Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm, Erschütterungen, Gerüchen, Geschmack und Berührung; beeinträchtigte Tiefenwahrnehmung
      2. Bewegung: das heißt, Muskelschwäche, Zuckungen, schlechte Koordination, sich wackelig auf den Füßen fühlen, Ataxien (Bewegungskoordinationsstörungen, d.Ü.)

  3. Immunologische, gastro-intestinale und urogenitale Beeinträchtigungen

    Mindestens ein Symptom von drei der folgenden Symptomkategorien

    1. Grippe-ähnliche Symptome können wiederholt oder chronisch auftreten und werden typischerweise durch Belastung aktiviert oder verstärkt. Das heißt, Halsschmerzen, Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündungen), die Hals- und/oder Achsellymphknoten können vergrößert oder beim Abtasten schmerzhaft sein.
    2. Anfälligkeit für virale Infektionen mit verlängerten Erholungsphasen
    3. Gastro-Intestinal-(Magen-Darm-)Trakt: das heißt, Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Reizdarmsyndrom
    4. Urogenital-Trakt: dringendes oder häufiges Wasserlassen, vermehrtes nächtliches Wasserlassen
    5. Überempfindlichkeit auf Nahrungsmittel, Medikamente, Gerüche oder Chemikalien

  4. Beeinträchtigungen der Energieproduktion und des Ionenkanaltransports

    Mindestens eines der folgenden Symptome:

    1. Herz-Kreislauf-System: das heißt, Unfähigkeit, eine aufrechte Position zu tolerieren – orthostatische Intoleranz, neural vermittelter niedriger Blutdruck, Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS), Herzklopfen mit oder ohne Herzrhythmusstörungen, Benommenheit/Schwindel.
    2. Atemstörungen: das heißt, Lufthunger, mühsame Atmung, Erschöpfung der Muskeln des Brustkorbes
    3. Verlust der thermostatischen Stabilität: das heißt, unternormale Körpertemperatur, ausgeprägte Tagesschwankungen, Schweißausbrüche, wiederholtes Fiebergefühl mit oder ohne geringgradiges Fieber, kalte Extremitäten.
    4. Intoleranz gegenüber Temperaturextremen

ME/CFS

Myalgische Enzephalomyelitis: Internationale Konsenskriterien

ME/CFS

Kanadisches Konsensdokument der Myalgischen Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrom

ME/CFS

Auszug aus dem Kanadischen Konsensdokument der Myalgischen Enzephalomyelitis / Chronic Fatigue Syndrom

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Zur klinischen Diagnostik (Dr. Huber)

Hinsichtlich der klinischen Diagnostik wird ein stufenweises Vorgehen empfohlen:

Stufe 1:
  1. Ausschluss lokaler Ursachen: z.B. Sinubronchiales Syndrom bei chronischer Sinusitis, Allergie
  2. Differentialblutbild, Eiweißelektrophorese, quantitative Immunglobuline (einschließlich IgE), Urinstatus, BSG
Stufe 2:

C-reaktives Protein, Malondialdehyd, Homocystein, lgG-Subklassen, Virusdiagnostik, TNF-alpha

Stufe 3:

Lymphozytensubpopulationen, Lymphozytenstimulation, Zytokine, Autoantikörper, Neopterin Einheitliche klinisch- diagnostische Marker gibt es nicht. Auch die Immunstati sind variabel, dennoch lassen sich akute Entzündungen und chronische Entzündungsbereitschaft diagnostisch abgrenzen. In der alltäglichen Praxis ist den Bestimmungen der Blutsenkung, des Differential-Blutbildes, des Homocysteins, des Tumornekrosefaktors-alpha (TNF-alpha) und dem C-reaktiven Protein (CRP) in der Differentialdiagnose eine erhebliche Bedeutung zuzuordnen, insbesondere bei der Abgrenzung von viralen und bakteriellen Infektionen. Das C-reaktive Protein ist bei bakteriellen Infektionen wesentlich höher als bei viralen Infektionen.

Prof. Dr. med. Wolfgang Huber, Heidelberg, „Zur Diagnostik und Therapie des CFS“ ab Seite 2 unten rechts
Topfoto: IMG_4084, Fotograf: Masa Israel Journey, Linzenz:all creative commons, December 12, 2011, no changes where made.



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